Wiler Nachrichten 28. Juni 2018

Nach Martin Köstlis Rücktritt: «Der Durchblick fehlt noch»

Der Rücktritt des Schulpräsidenten der Schulen Aadorf Martin Köstli schlägt hohe Wellen. Nun hat sich auch die SVP Aadorf eingeschaltet und wirft Fragen über Umstände und auch eine Einheitsgemeinde auf. Ueli Graf, Ortsparteipräsident a. i. im Interview.

Aadorf

Herr Graf, wie war Ihre Reaktion auf den Rücktritt des langjährigen Schulpräsidenten Martin Köstli?

Ich war bestürzt und konnte es kaum glauben. Vor allem, dass Martin aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten musste. Da ich ihn schon lange kenne und schätze, hat es mich auch betroffen gemacht. Es kommt immer häufiger vor, dass Führungskräfte ausbrennen. Das müsste nicht sein.

Die SVP stellte bei der Erneuerungswahl im letzten Jahr mit Ria Stacher eine Kandidatin, die nicht gewählt wurde. Hätte eine Person alleine in der Schulbehörde etwas bewirken können, um eine solche Situation zu verhindern?

Hätten die Stimmbürger dannzumal schon gewusst, dass der Behördesegen schief hängt, wäre es sicher nicht zu einem solch klaren Ausgang der Wahlen gekommen. Jede Veränderung bringt neue Chancen. Wenn es denn vor etwas mehr als einem Jahr schon so intensive Grabenkämpfe gegeben hat, wäre eine personelle Veränderung der Behörde sicher eine solche Chance gewesen. Nach der Anhörung der Schulbehörde durch die Interpartei am heutigen Donnerstag wissen wir hoffentlich mehr dazu.

Es wird ein neuer Präsident her müssen. Die Schulbehörde wird im Amt bleiben. Für Sie die richtige Lösung für Ruhe in der Behörde?

Die Fakten müssen auf den Tisch. Es ist ein Fehler, jetzt schon auf eine Ersatzwahl des Präsidenten zu setzen und dem Grund der Überbelastung des zurückgetretenen Präsidenten nicht auf die Spur zu kommen. Mögliche Kandidaten haben das Recht zu wissen, was sie in diesem Amt erwartet.

Sie sprachen die Interpartei an. Was für eine Rolle spielt diese respektive welche spielen die Parteien im Allgemeinen, wenn es um die Schulbehörde geht?

Die SVP hat in ihrer Strategie zum Ziel, in beiden Behörden dem Stimmenanteil entsprechend vertreten zu sein. In Aadorf stellen die meisten Parteien eigene Kandidaten, da schauen also alle für sich selbst. Die Interpartei hingegen kann gemeinsam Themen angehen, die der Sache dienen. Beispielsweise eine Anhörung der Behörde, wie sie heute stattfindet. Für mich persönlich ist die Parteizugehörigkeit nicht zwingend. Wir brauchen keine Parteisoldaten, sondern Personen, die mit gutem Herz, Sozialkompetenz und Fachkenntnis die Behördenarbeit angehen, damit solche Eskalationen, wie wir sie nun erleben, wieder der Vergangenheit angehören.

Ihre Ortspartei spricht in einem Leserbrief von Missständen im Nutzen von Liegenschaften. Können Sie dies konkretisieren?

Eine einzige Behörde mit Gemeinde und Schule ist aus Sicht der SVP wünschenswert. Es darf keine Sparübung sein und der Schulbetrieb muss weiterhin professionell geführt werden. Dass eine einheitliche Personalführung und Bewirtschaftung der Liegenschaften Synergiepotenzial hat, ist aus unserer Sicht gegeben. Dazu kommt, dass sich bei Baukommissionen, Nutzungs-Reglementen und Finanzplanung ebenfalls effizientere Arbeitsweisen und Einsparungen ergeben.

Womit wir beim Stichwort Einheitsgemeinde sind. Wäre eine solche in der aktuellen Situation mit kriselnder Schulbehörde überhaupt denkbar?

Eine Einheitsgemeinde ist in der jetzigen Situation undenkbar und löst die Probleme aktuell nicht. Ein Prozess zur Bildung einer solchen dauert drei oder vier Jahre. Dazu kommt, dass bei beiden Behörden im Vorfeld eine Mehrheit dafür gefunden werden muss. Ansonsten ist ein solches Unterfangen chancenlos.

Nochmals zurück zur Situation in der Schulbehörde. Gehen Sie davon aus, dass der Graben nur zwischen Präsident und den anderen vier Personen verlief?

Wir alle haben noch keine Kenntnis, wo überall Differenzen bestehen, die derart belastend sind. Es ist zu hoffen, dass sich die Gräben nur in der Behörde aufgetan haben und nicht auch noch die Verwaltung sowie die Schulleitung betrifft.

Michael Anderegg

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